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Lipödem um die Welt - Belgien

 

Lipödem in Belgien - Wer kann sich das eigentlich leisten?

 

Um in Belgien die Diagnose Lipödem zu bekommen, gibt es zwei Möglichkeiten. Frau kann zu einer Spezialistin in Brüssel gehen, dafür muss man aber französisch oder flämisch sprechen können - was nicht jede Betroffene aus der deutschsprachigen Region kann - oder sie geht nach Deutschland zu einem Spezialisten. So habe ich das vor gut vier Jahren gemacht. Damals gab es noch ein Abkommen, zwischen den deutschen und belgischen Krankenkassen, so dass uns der Arztbesuch in Deutschland nicht mehr kostete als in Belgien. Dieses Abkommen wurde mittlerweile leider abgeschafft und wir bleiben auf einem großen Teil der Kosten sitzen.

 

Es gibt natürlich auch noch andere Phlebologen in Belgien als die Eine in Brüssel, diese wollen aber augenscheinlich von dem Lipödem nichts wissen. Dort bekommen wir immer nur ein Lymphödem diagnostiziert, was aber wohl auch daran liegt, dass das Lipödem in Belgien noch nicht als Krankheit anerkannt ist und es daher keine medizinische Versorgung gibt.

 

Damit wir aber überhaupt unsere Kompressionsversorgung und Lymphdrainage von den Krankenkassen bekommen, muss in einer Lymphszintigraphie ein Lymphödem bestätigt werden.

 

Es gibt aber nur wenige Ärzte die diese Untersuchung verordnen, da diese Untersuchung ja auch nicht gerade Gesund ist. Und bei einem reinen Lipödem bleibt einem dann gar nichts anderes übrig, als diese Untersuchung zu verfälschen, also nicht zwischendrin eine Stunde spazieren zu gehen, um ein Lymphödem diagnostiziert zu bekommen.

 

Wir müssen dann den Ärzten ganz genau aufschreiben, welche Art von Kompression wir benötigen, in welcher Kompressionsklasse,… sonst verordnen sie immer nur rundgestrickte Kompression.

 

 

Wir bekommen dann alle sechs Monate zwei Flachstrickversorgungen für die Beine, wobei wir aber einen Eigenanteil zahlen müssen. Dieser Eigenanteil ist aber auch wieder ganz verschieden, je nachdem welchen Hersteller man nimmt und ob es eine Strumpfhose oder eine zweiteilige Versorgung ist. Eine zweiteilige Versorgung wird meist zu 100% von den Krankenkassen übernommen, wogegen man bei einer Strumpfhose ab 150€ bis ca. 500€ selber tragen muss.

 

Das kann verstehen wer will?!? Ich habe es noch nicht verstanden.

 

Die Versorgung für die Arme bekommt man nur einmal pro Halbjahr. Aber auch da liegt der Eigenanteil bei rund 200€.

 

Bei der Lymphdrainage sieht es ähnlich aus. Es muss ein Antrag bei der Krankenkasse gestellt werden auf eine sogenannte „Patologienummer“, diese Nummern geben an wie viele Behandlungen ein Patient pro Jahr erhält. Die Anzahl der Behandlungen pro Jahr liegen zwischen 18 und 150, die Kosten liegen dann zwischen 40€ und 60€ für 10 Behandlungen die die Patientin selber tragen muss, also rund 500€ im Jahr und jede manuelle Lymphdrainage dauert 30Minuten. Einige Physiotherapeuten bieten danach noch 30 Minuten im Lymphapress an.

 

Nach meinen Informationen, bekommen wir leider keinen Lymphapress für zu Hause.

 

Eine Reha, wie ihr sie in Deutschland kennt gibt es hier auch nicht.

 

Es gibt eine Entstauungstherapie, diese läuft über Tag, aber abends fährt man dann entweder wieder nach Hause, oder man mietet sich noch ein Hotelzimmer. Diese Therapie kostet die Patientin dann auch wieder rund 200€ Eigenbeteiligung für fünf Tage.

 

Die Liposuktion steht in Belgien noch lange nicht auf dem Plan der Krankenkassen. Zum Einen fehlen einfach die Ärzte, die diese Operationen ausführen können - es gibt natürlich einige Schönheitschirurgen die das anbieten, aber wer will das schon...- zum Anderen halten sich die Krankenkassen an der Aussage fest, dass die Liposuktionen die Lymphbahnen so schädigen, dass sie Operation mehr schadet als das sie Nutzen bringt.

 

Über Anja

Mein Name ist Anja, ich bin 31 Jahre alt, verheiratet und Mama von wundervollen vierjährigen Zwillingsjungs.

 

Vor gut 10 Jahren bekam ich die Diagnose Lymphödem, welches sich dann aber vor vier Jahren als Lipödem Stadium I entpuppte.

  

Ich setzte mich in der deutschsprachigen Region Belgiens für die Anerkennung des Lipödems ein und habe im Oktober 2018 eine Gruppe für Lipödembetroffene gegründet.